Formatprobleme

Ein recht bekannter Satz lautet: „Die Liebe geht, die Hobbys bleiben.“ Übertragen auf unsere gegenwärtige gesellschaftliche Situation ließe sich bemerken: „Die Regierung geht, die Probleme bleiben.“ Seit wir mithilfe eines globalen Netzes an seriöser Wissensproduktion dem tatsächlichen Ausmaß dem Klimawandel auf der Spur sind, markiert die Bemerkung den status quo nationaler Ausgangslagen. Der Spielraum der Ignoranz schrumpft – umso trotziger die Haltung derer, die gemeinsamen Fortschritt und Re-Justierungen der persönlichen Lebenspraxis als Zumutungen erleben. Unzählige Menschen machen heutzutage neumalklug von skeptischen Argumenten Gebrauch, die auf die eine oder andere Weise auf die Relativität all unserer Wissensansprüche zielen, um auf ihr „Bauchgefühl“, ihre „Intuition“, oder ihre „Recherchen“ hören zu dürfen. Einst waren die Götter – später der eine Gott – das Ziel tiefsinniger Apologien; heute sind es die eigenen Meinungen, deren Infragestellung einem Sakrileg gleicht.

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„R-Wert“ und „Wahrheit“

Das Buch „Die Welt im Fieber“ der britischen Wissenschaftsjournalistin Laura Spinney, 2018 zum hundertsten „Geburtstag“ der spanischen Grippe erschienen, kann als Meilenstein der Beweisführung dafür gelten, dass eine Pandemie ohne dazugehörige Infodemie nicht zu haben ist. Diese schlägt sich selbst im Namen dieser letzten großen respiratorischen Seuche wieder: Ihr Ursprung liegt wahrscheinlich in einem US-Militärcamp in Kansas, unter Umständen sind wir auch in der Verlegenheit, ihn nicht genau lokalisieren zu können. Dass sie aus Spanien kommt, gilt als ausgeschlossen.  

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Wer ist „Querdenker“?

Schwäbologische Ergänzungen

Unter dem Titel „Querdenker“ hat eine Bewegung aus Baden-Württemberg bundesweit für Furore gesorgt. Während im Rest der Republik ein gewisses Unverständnis herrscht, weshalb die Schwaben ihr zuletzt am Großprojekt „Stuttgart 21“ neu belebtes „Wutbürgertum“ mit missionarischem Eifer über die Landesgrenzen streuen, macht aufmerksame „Einheimische“ ein anderer Aspekt stutzig: Der Titel „Querdenker“ ist im Schwabenland alles andere als eine positive Zuschreibung. Nennen wir Schwaben jemanden einen „Querdenker“, dann kommt dies unter keinen Umständen einer Anerkennung seiner Erkenntnis- und Orientierungsfähigkeiten gleich. Im Gegenteil: Diese Bezeichnung verdient sich, wer unter allen Umständen und trotz aller Informationen an einer Meinung festhält.

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